Martin Luther : "Wider die Bauern"

 

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In der Zeit von 1524-1526 gab es in Deutschland die sogenannten "Bauernkriege", in denen die Bauern aufstanden gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Ihr Ziel war es Frondienste und Leibeigenschaft abzuschaffen, politische Mitspracherechte zu erlangen und vor Gericht gerecht behandelt zu werden - kurzum: sie wollten nicht länger wie Sklaven lieber wohl wie Menschen gesehen werden. Welche Macht hat schon ein armer Bauer? Sie versuchten es mit Aufständen, mit Raub und Zerstörung von Klöstern und Burgen. Ein bedeutender Frontsmann war Thomas Münzter, dessen Name heutzutage nur allzu gern in Vergessenheit gerät. Viel lieber erwähnt man Martin Luther, unseren großen Reformator. Doch was sagte dieser zu den Ungerechtigkeiten gegenüber den Bauern und ihrem Versuch sich aus dieser Unterdrückung zu befreien? Seine Kirche sollte Staatskirche werden und er wollte unter keinen Umständen auf die Zusicherung des Staates Sachsen verzichten - also war es sonnenklar, dass er sich gegen die "halsstarrigen, verstockten, verblendeten" Bauern entscheiden musste, gegen den gottlosen, wütenden Pöbel.

Luther geht sogar soweit, zu behaupten, dass die Bauern nur so in "Ordnung" gehalten werden können, wenn eben die "Obrigkeit" mit Gewalt regiert - von Gott gewollt:

"Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wußte Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand." (Text siehe unten)

Thomas Münzter und seine Bauern wurden im Mai 1525 bei der Schlacht von Frankenhausen geschlagen, gefangen genommen, später dann gefoltert und schließlich hingerichtet.

Gabi Finck, 26.01.05

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"Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern (Auszüge)

Martin Luther, 1525

Sie rufen und rühmen: Da, da sieht man des Luthers Geit, daß er Blutvergießen ohne alle Barmherzigkeit lehrt; der Teufel muß aus ihm reden. Lieber, die ihr nun so trefflich rühmt die Barmherzigkeit, weil die Bauern geschlagen werden, warum rühmtet ihr dieselbige auch nicht, da die Bauern tobten, schlugen, raubten, brannten und plünderten, daß schrecklich zu sehen und zu hören war? Warum waren sie nicht auch barmherzig den Fürsten und Herren, die sie ganz vertilgen wollten? Da war niemand, der von Barmherzigkeit sagte, es mußte alles Recht sein, da war Barmherzigkeit geschwiegen und nichts; Recht, Recht, Recht! - das galt und ging empor. -

Ich wollte auch einem ins Haus laufen, Kasten aufbrechen, Geld und Gut nehmen und das Schwert auf die Brust setzen und sagen: Willst du das nicht leiden, so will ich dich erstechen, denn du bist ein Gottloser. Wenn aber das Gesinde zuliefe und erwürgte mich, oder der Richter ließe mich köpfen, wollte ich rufen: Ei, Christus lehrt, ihr sollt barmherzig sein und mich nicht erwürgen. -

Heißt das Barmherzigkeit, so wollen wir ein feines Wesen anrichten, nämlich, daß kein Schwert, Obrigkeit, Gericht, Strafe, Henker noch Kerker sei, sondern lassen einen jeglichen Buben tun, was er will; und wenn er soll gestraft werden, wollen wir singen: Ei, sei barmherzig, wie Christus lehrt. O das sollte eine feine Ordnung werden. -

Wiewohl aber der Ernst und Zorn des weltlichen Reiches ein unbarmherziges Ding scheint, wo man's doch recht ansieht, ist's nicht das geringste Stück göttlicher Barmherzigkeit ... Wenn ein Dieb oder Mörder mich überfiele, erwürgte mich in meinem Hause, schändete mir Weib und Kind, nähme dazu, was ich hätte, und er sollte dazu ungestraft bleiben, daß er's mehr täte, wo er wollte - sage mir: welcher wäre hier der Barmherzigkeit am würdigsten und nötigsten? Ich oder der Dieb und Mörder? - Welch eine feine Barmherzigkeit wäre mir das, daß man dem Dieb und Mörder barmherzig wäre und ließe mich von ihm ermordet, geschändet und beraubt bleiben? - Wo der Bauern Vornehmen vor sich gegangen wäre, hätte kein redlicher Mann vor ihnen sicher bleiben mögen.

Ich höre beständiglich sagen, daß man den Bambergischen Bauern angeboten hat, man wolle ihnen mehr nachlassen, denn sie baten, sie sollten nur stille sitzen; dennoch wollten sie nicht. Und Markgraf Casimirus gelobte den Seinen, was andere mit Streit und Aufruhr erwürben, wollte er ihnen sonst nachlassen mit Gnaden; das half auch nicht. So weiß man ja wohl, daß die Fränkischen Bauern nichts denn Rauben, Brennen, Brechen und Verderben vorhatten aus lauter Mutwillen. Die Thüringischen Bauern habe ich selbst erfahren, daß, je mehr man sie vermahnte und lehrte, je störriger, stolzer, toller wurden sie. -

Ich rede klärlich in meinem Büchlein von denen, die man zuerst freundlich ersucht, sie aber nicht wollen. Es gehen ja alle meine Worte wider die halsstarrigen, verstockten, verblendeten Bauern. -

Sie sagen: Die Herren mißbrauchen ihres Schwertes und würgen ja zu greulich usw. Antworte ich: Was geht das mein Büchlein an? Was legst du fremde Schuld auf mich? Mißbrauchen sie der Gewalt, so haben sie es von mir nicht gelernt, sie werden ihren Teil wohl finden. Denn der oberste Richter, der die mutwilligen Bauern durch sie straft, hat ihrer nicht vergessen, sie werden ihm auch nicht entlaufen. ... Gibt's die Zeit und Sache, daß ich's tun soll, ich werde die Fürsten und Herren auch wohl angreifen. Denn so viel es mein Amt des Lehrens antrifft, gilt mir ein Fürst ebensoviel als ein Bauer. So habe ich mich zwar bereits um sie also verdient, daß sie mir nicht allzu hold sind: da liegt mir auch nicht viel an. -

Den Herren war solches nütz, daß sie erführen, was hinter dem Pöbel steckt, und wie ihm zu vertrauen wäre: auf daß sie hinfort lernten recht regieren, Land und Straßen bestellen. War doch kein Regiment noch Ordnung mehr ... So war auch keine Furcht und Scheu mehr im Volk, ein jeglicher tat schier, was er wollte. Niemand wollte etwas geben und doch prassen, saufen, kleiden und müßig gehen, als wären sie allzumal Herren. Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wußte Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand. -

Das Evangelium ist ins deutsche Land gekommen, viele verfolgen es, wenige begehren es, viel weniger nehmen es an, und die es annehmen, stellen sich so laß und faul dazu, lassen Schulen vergehen, Pfarren und Predigtstühle fallen ... Was ist's denn Wunder, ob uns Gott auch heimsucht, zu strafen seines Evangeliums Verachtung, darin wir alle schuldig sind! -

Ich habe aber nicht gelehrt, daß man den Gefangenen und Ergebenen nicht soll Barmherzigkeit beweisen, wie man mir Schuld gibt. - Steht nicht in demselbigen Büchlein, daß ich die Obrigkeit bitte, sie sollen diejenigen, so sich ergeben, zu Gnaden aufnehmen? -

Die wütigen, rasenden und unsinnigen Tyrannen, die auch nach der Schlacht nicht mögen Blutes satt werden und in ihrem ganzen Leben nicht viel fragen nach Christo, habe ich mir nicht vorgenommen zu unterrichten. Denn solchen Bluthunden gilt es gleich viel, sie würgen Schuldige oder Unschuldige. - Was sollte ich solchen Rangen und Säuen schreiben?

Ich hätte beide, die Bauern gern gestillt und fromme Obrigkeit unterrichtet. Nun aber die Bauern nicht wollten, haben sie ihren Lohn dahin. Diese aber wollen auch nicht hören; wohlan, sie werden ihren Lohn auch haben."

Quelle: http://www.luther.glaubensstimme.de/lut014.html

 

weiterer Text /Linkhinweis:

"Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" (Martin Luther, 1525)

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